Nectria decora Wallr.) Fuckel
Parasitisch lebender Pustelpilz
Kurzbeschreibung:
Fruchtkörper = Stromata 0,8-1,3 mm, ± rundlich-polsterförmig, gelb-weißlich, wattig- hyphig, darin 3-10 (20) gelb-orangenfarbige Perithecien von 0,2-0,3 mm eingebettet, Perithecien kugelig bis birnenförmig. Die Fruchtkörper der Nectria decora besetzen stets das Ostiolum= Sporenaustrittkanal von Massaria inquinans und parasitieren dann deren Sporen.
Mikromerkmale: Asci 100-125 x 10-13 µm, Porus in Baralsche Lösung-, nicht reagierend, achtsporig, Sporen biseriat im Ascus liegend angeordnet; Sporen zweier eigener Aufsammlungen: 22-25 (30) x 5,5-7,5 µm, eine weitere Aufs. besaß Sporen von (27) 30-37 x 9-10 µm, ellipsoid, hyalin, reif 3 mal septiert, an den Septen leicht eingeschnürt, jung und vital voll kleiner isoliert stehender Tröpfchen die sich bei gut ausgereiften Sporen später verflüchtigen und die Sporen dann grob warzig erscheinen lassen. Paraphysen fädig, unregelmäßig-zerstreut, wenig septiert, teilweise mit kleinen Tröpfchen oder körnigem Inhalt.
Ökologie-Substrate:
Immer auf dem Pyrenomycet Massaria inquinans parasitierend, dieser ist wiederum bisher nur auf berindeten Acerästen, (Ahorn) nachgewiesen worden. Ob Nectria decora noch weitere Wirte befällt ist dem Verf. nicht bekannt.
Lebensweise der Nectria decora in Kurzform
Der Sporenparasit Nectria decora platziert sich immer direkt auf dem Ostiolum = (winzige apicale Öffnung des Sporenaustrittkanals) eines Peritheciums von Massaria inquinans. Er verhindert so den Ausschleuderungsprozess der reifen Sporen, oder schränkt ihn zu mindestens erheblich ein. Somit hält Nectria decora die Sporen von Massaria inquinans quasi unter Verschluss. Sie dienen ihr als überlebensnotwendige, unverzichtare Nahrungsquelle. Nun bedient sich der kleine Schlingel in der fremden Wohnung ganz ungeniert aus dem prall gefülltem Sporenlager. Das funktioniert so: Er bildet zunächst Hyphen aus, und hangelt sich an diesen in Rififfimanier durch das Ostiolum bis zu der üppig gefüllten „Sporen-Speisekammer“ vor, setzt sich mittels eines Appressoriums (Haftorgan) das am Anfang der Hyphe sitzt wie ein Blutegel an der Spore fest, durchwächst sie und beginnt, sich am Inhalt der fetten Spore genüsslich zu laben.
Eine hochinteressante, perfekte Lebens- bzw. Überlebensstrategie, die dank der wissenschaftlichen Forschungsarbeit bekannt wurde, und in der
Mykologie bis heute noch einmalig ist.
Erscheinungszeitraum:
Hauptsächlich Sommer-Herbst. Verbreitung: wenig bekannt, die Art gilt sicher zu unrecht als selten.
Anmerkung: Der hier erwähnte "Narungslieferant" Massaria inquinans kann unter der Rubrik Pilzbeschreibungen auf dieser Seite eingesehen werden