Beschreibung zu:
Cortinarius aurantiolamellatus E. Ludwig & Kasparek, spec. nov. 2017
Orangeblättriger Spindelspor-Hautkopf
Diese Art wurde von den Autoren zuvor als Cortinarius aureifolius Peck 1885 fehlinterpretiert;
Erneute umfassende mikroskopische Untersuchungen meiner Aufs. von C. aureifolius im Vergleich mit der Originalbeschreibung haben ergeben, das die Merkmalskombinationen beider Taxa nicht identisch waren. Auch ein Vergleich mit anderen, ähnlichen und bekannten Cortinarien im Vergleich mit unseren Aufs. brachte keine Übereinstimmung. Daher wurde von den Autoren eine Neubeschreibung angefertigt und gültig veröffentlicht.
Vork.: Auf nährstoffarmen, sandigen Boden unter Kiefern (Pinus sylvestris). In Europa bisher nur von zwei Lokalitäten in Deutschland bekannt. Der Pilz scheint nach Beobachtungen der Verf. erst spät im Jahr aufzutreten.
Hut: 0,7 – 2,5 cm; flach konvex, selten und höchstens angedeutet gebuckelt, später völlig verflachend und alt auch leicht niedergedrückt; Rand im Alter oft wellig, matt, fein rau, fast „körnig“, unter der Lupe jedoch mit dichten, kurzen, zu Schüppchen zusammengefassten Haarbüscheln; jung orange-weinbraun, purpur- bis kupferbraun, alt kastanienbraun oder schwarzbraun fleckend; nicht hygrophan, jedoch trocken etwas aufhellend.
Lam.: anfangs breit angewachsen, später deutlich herablaufend, etwas dicklich, recht entfernt stehend (28 – 36 durchgehende), jung feuerfarben-orange, später zunehmend trüber, zuletzt rostfarben.
Stiel: 1,2 – 3 x 0,15 – 0,5 cm, zyl. oder mit leicht erweiterter oder schwach verjüngter Basis, frisch apikal gelblich oder hell gelblich-orangebraun, später besonders basal rötlichbraun, stark übersponnen bis raulich-faserig, ohne Cortinazone.
Fleisch: Geruch unauffällig (leicht süßlich-pilzig); Geschmack fehlend. Chem. Reakt.: KOH auf HDS. negativ; Fruchtkörper in Spiritus ergab orangefarbenen Extrakt.
Spp.: rotbraun.
Mikromerkmale: Bas. 4sp.; bis 42 x 8 µm groß, bisweilen mit gelblicher Granulierung. Sp. (9) 10 – 12 (14) x (3,5) 4 – 4,5 (5) µm; boletoid (d. h. subzyl. bis schlank fusoid); im Lichtmikr. glatt erscheinend1), allenfalls am Polende bisw. im Umriss ganz leicht unregelmäßig, blass (hell ockerbraun). Marginalzellen nicht beobachtet. Schnallen reichlich vorhanden. Hyphen der HDS. teilweise fein inkrustiert pigmentiert. Auch in hochprozentiger KOH-Lösung keinerlei purpurfarbene Verfärbungen in der Lamellentrama, den Basidien oder an den Hyphen der Stielrinde.
VM.: C. heterosporus Bres., eine Telamonia, hat ähnliche, aber kleinere Sporen und ockerfarbene Lam. sowie rotbraune Flockenkränze an der Stielbasis; C. aureifolius hat nie orangefarbene, sondern in allen Stadien gelbe, dann ockerfarbene, zuletzt braune Lamellen und zeigt an Exsikkatmaterial im Mikroskop purpurfarbene KOH-Reaktionen.
Bem.: Da die Lamellenfarbe in der Untergattung Dermocybe eine entscheidende Rolle bei der Abgrenzung der Taxa spielt, konnte unser Material nicht dem sehr nahestehenden C. aureifolius (= mit goldgelben Lamellen!), für den der Pilz anfänglich gehalten wurde, zugeordnet werden. Auch fanden sich weder in den Hyphen der Lamellentrama und der Stielrinde noch in den Basidien Pigmente, die sich in KOH purpurn färbten, wie dies bei C. aureifolius der Fall ist. (Der taxonomische Wert dieses Merkmals ist allerdings wohl noch nicht endgültig geklärt).
Die Typuskollektion warf zunächst die Frage auf, ob es sich überhaupt um eine Dermocybe handelte. Hierzu wurden die beiden Cortinarius-Spezialisten Prof. M. M. Moser (Innsbruck) und Dr. N. Arnold (damals München) konsultiert. Prof. Moser neigte, nach Vergleich mit einer finnischen Kollektion von C. aureifolius mit positiver, mikrochemischer KOH-Reaktion zu der Ansicht, es könnte sich um eine Telamonia („vielleicht sogar um etwas Neues“) handeln, da diese Reaktion negativ verlief. Dr. Arnold hatte in dem ihm übersandten Material jedoch tatsächlich Anthrachinonfarbstoffe entdeckt, „aber von einer bisher aus Europa nicht bekannten Zusammensetzung“. Hierfür spricht auch der orangefarbene Extrakt, der bei der Anwendung von Alkohol entsteht.
Leider trat der Pilz an der Typuslokalität nur noch einige Male kurzfristig auf. Das Vorkommen ist dort seit Jahren erloschen. Auch bei den spärlichen Nachkollektionen wurden von Kasparek nie Gelbtöne in den Lamellen registriert.
Lit.: Ludwig, E. Pilzkompendium Band 4 Beschreibungen;-Band 4 Abbildungen; FUNGICON-Verlag 2017;
Tint 1997 (1): 4 – 8* + 1997 (2): 49*.
A. H. Smith bildet in „A Field Guide to Western Mushrooms“ auf S. 140f unter dem Namen Cortinarius aureifolius einen Pilz ab, der sehr an unseren Pilz erinnert, insbes. werden die Lam. dort als „frühzeitig orange bis braunorange“ bezeichnet, ein Farbspiel, das bei C. aureifolius auch an alten Stücken bisher nicht beobachtet wurde.
Herb. Nr.: 3250. Koll. I: Westfalen: MTB 4208/2. Wulfen: Lavesumer Geisheide. Auf sandigem Heideboden unter jungen Kiefern und Birkensträuchern, zwischen niederen Moosen und Flechten (z. B. Polytrichum und Cladonia). 2.11.1996. leg. F. Kasparek. Koll. II: Sachsen-Anhalt: Binnendüne bei Grommen. Im nackten Sand (kein Gras, keine Moose), Kiefern in der Nähe. 1 Expl.. 2.11.2012.
Fußnote:
1) Das Sporeninnere ist feinkörnig strukturiert und kann eine gröbere Ornamentik vortäuschen, jedoch zeigt die von H. Besl gefertigte REM-Aufnahme eine sehr fein und dicht ornamentierte Oberfläche mit niedrigen, meist miteinander verschmolzenen Wärzchen.
Summary: Summary
Cortinarius aurantiolamellatus E. Ludw. & Kasparek, spec. nov.
Small species, belonging to subgenus DERMOCYE, with boletoid spores of (9) 10 – 12 (14) x (3,5) 4 – 4,5 (5) µm, appearing smooth under the light microscope but very delicately and densely warty under REM. Differing from the similar Cortinarius aureifolius, which occurs in the same habitat, by vividly orange gills and negative microchemical reaction to KOH, i.e. no part of the fruit body staining purplish. Hitherto only known from two localities in Germany but perhaps also occurring in North America.
Holotypus: Germany, country Nordrhein-Westfalen, Wulfen: Lavesumer Geisheide. On sandy ground (heathland) under young Pinus sylvestris and Betula, among sparse mosses and lichens (Polytrichum, Cladonia). Leg. F. Kasparek. 2.11.1996. Herbar Kasp.
Agaricales Blätterpilze Dunkelsporer