Aleuria aurantia (Pers.) Fuckel, (1870) Gemeiner Orangebecherling
Synonyme aus Species Fungorum:
Helvella coccinea Bolton (1790); Peziza aurantia Pers (1800).; Peziza coccinea Huds. (1778); Scodellina aurantia (Pers.) Gray (1821).
Kurzbeschreibung:
Fruchtkörper 1-15 cm Ø, ungestielt, jung rund oder breit oval, becher- bis krugförmig, dann schüssel- bis schalenförmig, manchmal unförmig verbeult oder flach eingedrückt, hin und wieder auch öhrlingsartig eingeschnitten, später tellerförmig ausgebreitet und stellenweise lappig eingerissen. Innenseite = Fruchtschicht glatt, seltener in dottergelben, meistens gelb-bis rotorangenen Farben, wobei rotorange die häufigste Erscheinungsform ist. Außenseite jung gänzlich fein kristallweißlich belegt. Alt schwindet der weißliche Belag und nimmt die Farbe des Innenbechers an. Rand alt unregelmäßig verbogen. Fleisch dünn, wachsartig und sehr brüchig.
Mikromerkmale:
Asci 180-210 µm, achtsporig, Sporen uniseriat schräg liegend angeordnet, Ascus apical in Lugol-, nicht reagierend, Sporen: (ohne Ornament) 12-16 x 8-10 µm, mit Ornament 14-22 x 7,5 -11 µm, elliptisch, hyalin, mit reticuliertem Netz, je Pol ein mittelgroßerTropfen, beide fließen bei Reife zu einem großen Tropfen zusammen um später ganz zu schwinden, an den Polen außen 1-2 kräftige, dornenartige Fortsätze die bis 4 µm groß werden können; Paraphysen gerade oder an den Enden leicht gebogen, apical 6-7µm angeschwollen, mehrmals septiert, angereichert mit körnigen Karottinoiden, dadurch orangenfarbig, im Medium Lugol oder Melzer olivgrün verfärbend. Randhyphen=Pseudohaare eingewachsen, hyalin, 2-4 mal septiert, in verschiedenen Formen und Größen, Endzellen immer stark abgerundet, Exipulum hyalin.
Ökologie:
Der Gemeine Orangebecherling liebt offene Standorte in Wäldern, Parks, auf Friedhöfen, Halden, Ruderalplätzen, und kultivierten Rasenflächen, weiter erscheint er an Wegrändern, in Gräben, oder an Böschungen. Feste lehmige Böden mit Kräutern und Gräsern durchsetzt, sind bevorzugte Standorte. Aber auch Sand-, Ton-, Humus- oder komposthaltige Böden sagen diesem Becherling zu.
Lebensweise:
Ein reiner Saprobiont der meistens gesellig, manchmal zu Wenigen büschelig, selten einzeln in Erscheinung tritt.
Verwechslungen:
Aleuria aurantia ist, wenn nicht gerade ein Zwergenwuchs vorliegt durch seine Größe und Farbe eine kaum zu verwechselnde Art. Seine europäischen Gattungsverwandten werden nur 0,3-1,5 cm Ø groß, selten darüber. Auch ähnliche Arten benachbarter Gattungen bilden überwiegend kleinere Fruchtkörper aus, die außerdem meistens an der Außenseite oder am Becherrand behaart sind. Der äußerst seltene Leuchtende Prachtbecher Caloscypha fulgens wird 2-4 cm groß. Er erscheint in mehr gelb- gelborangenen Farben. Der Fruchtkörper färbt sich bei Berührung oder an Druckstellen grünlich. Oft ist der Pilz kurz gestielt. Beide Merkmale kommen beim Gemeinen Orangebecherling nicht vor. Außerdem besitzt er runde Sporen die nur 5-6 µm großwerden.
Der variable Mai-Kohlenbecherling, Geopyxis majalis var. majalis kann im Feld manchmal schon für Verwechslungen sorgen. Vor allem wenn er nicht auf einer Brandstelle aufgesammelt wurde. Die Becherchen erreichen 2-2,5 cm Ø, und zeigen sich in ähnlichen Farben wie der Gemeine Orangebecherling. Beide Makromerkmale eignen sich also nicht zur Unterscheidung. Bleibt lediglich der Becherrand, der beim Mai-Kohlenbecherling weiß oder durch bräunlich- bis violettbräunliche Trama-Randzellen schwach braunviolettlich ausfällt und somit als Unterscheinungsmerkmal dienen kann. Mikroskopisch lässt sich Geopixis majalis im Zweifelsfall sauber von Aleuria aurantia abgrenzen.
Ein ausgesprochener Winterpilz, (Erscheinungszeit Dez.-März) der ausschließlich an toten Laubhölzern hauptsächlich an Weide und Erle erscheint und in blutroten Farben zu bewundern ist, heißt Sarcoscypha austriaca Gemeiner Kelchbecherling. Erscheinungszeit und die blutrote Farbe distanzieren ihn vom Gemeinen Orangebecherling hinreichend. Weitere Kelchbecherlingsarten sind an anderen Substraten gebunden und lassen sich nur mikroskopisch unterscheiden.
Giftigkeit bzw. Speisewert:
Der Gemeine Orangebecherling ist essbar, aber kein guter Speisepilz, weil sein Fleisch dünn, und wachsartig- brüchig ist, dazu kaum Eigengeschmack entwickelt.
Da er aber ohne Zweifel ein Hingucker ist, wird er, entsprechend zur Dekoration von Speisen, vor allem bei Salaten gerne verwertet.
Erscheinungszeitraum:
Aleuria aurantia erscheint vereinzelt schon im Frühsommer. Vom Sommer bis zum Winteranfang bringt er sporadisch immer wieder ansehnliche Populationen hervor. Trotz seines empfindlichen Fleisches widersetzt er sich erfolgreich so manchen Trocken-, Regen-, und Frostperioden.
Verbreitung in Deutschland:
Der Gemeine Orangebecherling ist dank seiner flexiblen Substrat- wie Biotopwahl in ganz Deutschland gut verbreitet und nicht gefährdet.