Dieses hochinteressante, fotogene Becherchen wurde 2009 von meinem Freund Dirk Wieschollek und mir auf einer Exk. in NRW- Herten, im Landschaftspark Hoheward zum ersten Mal von uns entdeckt. Der anschließende Bestimmungsversuch mit Hilfe diverser Lit. schlug zunächst fehl. Bei unserer weiteren Recherche stießen wir auf eine niederländische Webseite die exakt unsere Art darstellte. Die Niederländer hatten diese Art schon (2004) gefunden und als Discinella menziesii (Boud.) Boud. ex A.L. Sm. & Ramsb., bestimmt und publiziert. Diese Bestimmung stellte sich im Nachhinein nach weiteren Recherchen und Diskussionen mit den Autoren als Fehlinterpretation heraus.
2011 wurde dann unser Fund von D. Wieschollek, S. Helleman, H.O. Baral, und T. Richter in der Z-Myk. 77/2 als Roseodiscus formosus spec. nov. – ein bryophiler Pionier mit falschem Namen neu publiziert. Die spannende Geschichte wird in dem Artikel umfassend dargestellt, und kann interessierten Pilzfreunden wärmstens empfohlen werden.
Nachfolgend einige artprägende Makro- und Mikromerkmale in Kurzform.
Kurzbeschreibung:
Apothecium 1,5-4 mm Ø, scheibig- tellerförmig bis flach konvex- diskusförmig (Lupe!), glatt, fleischig, feucht glänzend, blass- bis kräftig lachsrosafarbig; Stiel 1,5-4 (6) mm lang, x 1,0-2,5 mm dick, weißrosa, glatt, feucht glasig, zur Spitze konisch erweitert, meist heller als das Apothecium, nur ganz junge Stiele sind dem Apothecium gleichfarbig.
Vorkommen: Bei den bis dato bekannten Nachweisen handelte es sich ausschließlich um magere, sandig-steinige Biotope die von verschiedenen diversen Moos- Algen-, Flechten- und anderen Pflanzenarten in Pionierarbeit frisch erobert wurden. Ein wichtiger Indikator für das Gedeihen von Roseodiscus formosus scheint das Moos Ceratodon purpureus zu sein. Bei unseren Aufs. war dieses Moos immer als treuer Begleiter von uns beobachtet und notiert worden.
Mikromerkmale:
Asci: 90-135 x 9-11 µm, in Lugol+, Porus färbt sich ± orangerot, in Melzers Reagenz -, KOH vorbehandelt- dann in Lugol und Melzers Reagenz +, Porus färbt sich blau, zylindrisch, zur Basis langsam verjüngend, achtsporig; Sporen im toten Ascus meistens uni- im vitalen Ascus biseriat liegend angeordnet, Sporen: Mittelwert 13-16 x 3,5-4 µm, ellipsoid, oft einseitig verjüngend (fusoid), hyalin, glatt, reif meistens mit einer Mittelsepte, in den Polen mit mehreren kleinen Guttulen angereichert. Gut ausgereifte Sporen lassen in Lugol präpariert zusätzlich pro Sporenhälfte einen runden, rotbraunen Glykogenkörper sichtbar werden; Paraphysen: fädig, apical kaum angeschwollen, mehrmals septiert, 2-2,5 µm dick, im oberen Teil hin und wieder kurz verzweigt und gebogen.