Steckbrief zu:
Hohenbuehelia cyphelliformis (Berk.) O.K. Mill., (1986) Becherförmiger Muscheling
Synonyme aus Species Fungorum:
Acanthocystis cyphelliformis (Berk.) Konrad & Maubl., (1937); Agaricus cyphelliformis Berk. (1837); Chamaeceras broomei (Berk. & Broome) Kuntze, (1898); Chamaeceras spodoleucus
(Berk.) Kuntze, (1898);
Dendrosarcus cyphelliformis (Berk.) Kuntze, (1898); Dictyolus cyphelliformis (Berk.) Quél. (1889); Geopetalum cyphelliforme (Berk.) Kühner & Romagn., (1953); Hohenbuehelia
spodoleuca (Berk. & Broome) Zmitr. & Spirin, (2006); Marasmius broomei Berk. & Broome, (1879);
Marasmius spodoleucus Berk. & Broome, (1859); Pleurotopsis spodoleuca (Berk. & Broome) anon., (2007); Pleurotus cyphelliformis (Berk.) Sacc., (1887); Plicatura spodoleuca (Berk.
& Broome) Singer, (1943); Resupinatus cyphelliformis (Berk.) Singer (1951);
Kurzbeschreibung:
Habitus: Kleiner, schalenförmiger, graubrauner Lamellenpilz, der mit dem Rücken am Substrat angewachsen ist.
Hut: 3 bis11 mm breit und 2 bis 4 mm hoch, jung fast kugelig geschlossen, grau, beigegrau bis schwarzbraun, alt ockergrau ausblassend, reif muschel-, becher-, oder schüsselförmig, Außenseite glatt, feucht klebrig, alt schwach gerieft bis rippig, Rand jung nur schwach eingerollt und mit feinen weißen Faserflöckchen besetzt, alt unregelmäßig verbogen.
Lamellen: weit auseinander stehend, mit Lamelletten untermischt, weiß, auch alt kaum grauend, im Zentrum nicht zusammen laufend, dort eine rundliche Freizone bildend. Schneiden glatt und gleichfarbig.
Stiel oder eine stielförmige Fruchtkörperverlängerung fehlt, der Fruchtkörper ist nur mit der Rückseite am Substrat angewachsen.
Fleisch: dünn, unter der Hutdeckschicht gelatinisiert, Geruch kaum wahrnehmbar, Geschmack leicht mehlartig.
Mikromerkmale: Sporen 7,5-11 x 3-4 µm, würstchenförmig gebogen, glatt, in Melzers Reagenz keine Reaktion.
Sporenpulver: weiß.
Ökologie, Lebensweise:
Der Becherförmige Muscheling ist ein Saprobiont der schattige und feuchte Biotope benötigt. Auenwälder, Bach- und Teichränder, Waldwege u. ä. Standorte sind seine bevorzugten Lebensräume. Geschlossene Wälder meidet er. Nach Verf. Beobachtungen besiedelt er hauptsächlich abgestorbene, noch stehende, oder etwas bodenfern liegende derbe Krautstengel z. B. vom Großblättrigen Waldknöterich, Reynoutria japonica (Polygonum japonica), Ranken von Brombeere, Rubus spec, Schneeball Viburnum spec, Schilfrohr Phragmites australis. Seltener werden Schwarzer Holunder Sambucus nigra und andere krautige und holzige Substrate besetzt.
Anmerk.: Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass alle bekannten Arten der Gattung Muschelinge im Gegensatz zu den ähnlichen Liliputseitlingen Nematoden fangen können. Darüber hinaus entwickeln sie eine Nebenfruchtform mit der gleichen Fähigkeit. Zunächst produziert der Pilz eine klebrige Substanz und scheidet sie in Form kleiner Kügelchen aus, an denen die Nematoden haften bleiben. Danach werden vom Pilz oder der Nebenfruchtform Ernährungshyphen gebildet mit denen sie die Nematoden auszehren.
Verwechslungsgefahr:
Zwei größere, kaum zu verwechselnde Gattungsverwandte sind der Blaugraue Muscheling Hohenbuehelia atrocaerulea und und der Behaarte Muscheling Hohenbuehelia myxotricha. Beide erreichen 1 bis 3 cm Ø und kommen vornehmlich auf verschiedenen Laubhölzern wie Birke, Buche, Erle, Hainbuche, Pappel, Weide, vor. Durch ihre doppelt so großen Fruchtkörper die überwiegend auf Laubhölzern wachsen, lassen sie sich leicht vom Bercherförmigen Muscheling trennen.
Mehr Verwechslungsschwierigkeiten bereiten zwei vom Habitus sehr ähnliche, und gleichgroße Arten, der Schwarzbraune Muscheling Hohenbuehelia unguicularis und der Dichtblättrige Liliputseitling Resupinatus applicatus.
Ersterer wurde in Deutschland bisher nur äußert selten nachgewiesen. Dazu ist es eine schwer zu bestimmende Art. Sein auffälligstes Makro- Unterscheidungsmerkmal zum Becherförmigen Muscheling sind seine im Alter schwärzenden Lamellen. Leider hat Verf. diese Art noch nie gefunden oder fotografiert. Daher steht hier keine Abbildung zu Verfügung.
Der Dichtblättrige Liliputseitling kann bei Pilzkundlern die Kleinpilze nur oberflächlich anschauen, leicht mit ähnlichen Muschelingen verwechselt werden.
Unterschiede zum Becherförmigen Muscheling zeigen sich in der meistens fein bis auffällig zottig-filzig behaarten Hutoberfläche, die sich zur Anwuchsstelle (am Hutscheitel) besonders auffällig verdichtet und dem Pilz eine rauh-schuppige Oberfläche verleiht. Seine graulichen Lamellen stehen wesentlich enger, der Hutrand ist deutlich eingerollt, und die Fruchtkörper wachsen meist in Gruppen, zusammengedrängt, oder reihig bis dachziegelig. Am Substrat ist er nicht festzulegen, da neben toten Laub- und Nadelhölzern auch diverse, derbe Krautstengel besetzt werden. Ein mikroskopisch gutes Abgrenzungsmerkmal sind kleine rundliche Sporen gegenüber würtschenförmig-gekrümmte beim Becherförmigen Muscheling.
Es gibt weitere hier nicht erwähnte seltene Muschelinge und Liliputseitlinge die ebenfalls als Verwechslungsarten in frage kommen können.
Giftigkeit bzw. Speisewert:
Die hier beschriebenen und angesprochenen Muschelinge und der Liliputseitling sind keine Speisepilze. Dagegen sind größere Muschelinge, vor allem der bedeutend größere Erd-Muscheling Hohenbuehelia geogenia essbar.
Erscheinungszeitraum:
Kleine Muschelinge und Liliputseitlinge sind Kälte tolerant. Daher erscheinen sie meistens in der Spätherbst-, Winter-, und Frühjahrszeit. Hohenbuehelia cyphelliformis fruktifiziert von Oktober bis April. Selten früher oder später.
Verbreitung in Deutschland:
Im Blätterpilz- Verbreitungsatlas für Deutschland/West (1991) von GERMAN. J. KRIEGLSTEINER fehlt der Becherförmige Muscheling. Heute ist er in ganz Deutschland zerstreut verbreitet. Ein Indiz dafür, dass die früher sträflig vernachlässigten Kleinpilze in den letzten Jahren intensiver gesucht und erforscht wurden.
Agaricales Blätterpilze Hellsporer