Steckbrief zu:
Pleurotus ostreatus (Jacq.) P. Kumm., (1871) Austernseitling
Einige Synonyme aus Species Fungorum:
Agaricus ostreatus Jacq., (1774); Agaricus ostreatus Jacq., (1774) subsp. ostreatus; Agaricus revolutus J. Kickx f., (1867); Agaricus salignus Pers., (1801); Agaricus salignus Pers., (1801) var. salignus; Crepidopus ostreatus (Jacq.) Gray, (1821); Crepidopus ostreatus (Jacq.) Gray, (1821) var. ostreatus; Crepidopus ostreatus ß atroalbus Gray, (1821); Dendrosarcus ostreatus (Jacq.) Kuntze, (1898); Dendrosarcus revolutus (J. Kickx f.) Kuntze, (1898); Pleurotus ostreatus f. salignus (Pers.) Pilát, (1935);
Kurzbeschreibung:
Habitus: Meistens fächerförmig oder dachziegelig wachsende Pilze mit kurzem, exentrischem oder lateralem Stiel, in graubraunen oder graublauen Farben. Ein typischer Winterpilz
Hut: 5-20 (30) cm, fächer-, spatel- oder zungenförmig, oft dachziegelig übereinander gewachsen angeordnet. Gelegentlich nieren-, oder halbkreisförmig. Ränder meistens nach innen umgeschlagen, jung muschelförmig und kurz eingerollt. Fruchtkörper die Fröste überstehen mussten sind an den Rändern flatterig wellig, oder/und gekerbt. (Siehe Fruchtkörper Abb.2) Die Hutfarben können von grauschwarz über graubraun, graublau, grauviolettlich und in weiteren ähnlichen Farbtönen auftreten. Selten sind auch olivliche Farbnuancen zu beobachten. Die Oberfläche ist glatt und feucht speckig glänzend.
Lamellen: weißlich bis grauweißlich besonders an den Rändern cremegelblich nachdunkelnd, gedrängt stehend, bogig, mit Lamelletten untermischt, am Stiel kurz herablaufend, Schneiden fein gekerbt.
Stiel: wenn vorhanden 1-4 x 1,5 -3 cm, meistens lateral, rudimentär oder exentrisch, öfter auch ganz fehlend, weißlich, fein haarig-filzig, zur Basis striegelig-zottig.
Fleisch: weißlich, ziemlich dünn, im Hut knorpelig, alt zäh, im Stiel faserfleischig, sehr zäh. Geruch und Geschmack mild, nicht unangenehm.
Sporenpulver: weiß bis graulich, auch mit blassviolettlichem Ton.
Ökologie, Lebensweise:
Der Austern-Seitling bevorzugt abgestorbene und kranke Laubhölzer. Favoriten einer langen Artenliste sind Rotbuchen, gefolgt von Pappelarten, Weiden, Eichen und vielen anderen Laubhölzern. Tote und kranke noch stehende Bäume werden oft einige Meter über der Erde befallen. Aber auch liegendes Astwerk wird besiedelt. Seltener taucht Nadelholz in Substratlisten auf. Er ist in geschlossenen Laubwäldern, oder in Weiden-Erlen Bruchwäldern, an Alleebäumen, in Parks, auf Friedhöfen, baumbesetzte Feld- und Wiesenraine zu finden, selbst in Gärten an Lagerholz oder an kranken Obstbäumen fühlt er sich wohl.
Pleurotus ostreatus ist ein aggressiver Schwächeparasit und Saprobiont.
Verwechslungsgefahr:
Zu zahlreichen Formen und Varietäten des Austern-Seitlings die hier nicht berücksichtigt werden, gesellen sich einige ähnliche Arten die leicht mit dem Austern-Seitling verwechselt werden können.
Sehr ähnlich ist der Sommer Austern-Seitling Pleurotus pulmonarius. Seine bedeutend dünnfleischigeren, meistens weißlichen Fruchtkörper die ausschließlich im Sommer erscheinen, dazu oft in Hitzeperioden, in denen kein Pilzfreund an Pilzexkursionen denkt, erscheint dieser wärmeliebende Sommer Austern Seitling, manchmal einen ganzen Stamm besetzend. Eine willkommene Beute für Kenner, denn er ist genau so schmackhaft wie sein Kälte liebender Bruder.
Der Beringte Seitling Pleurotus dryinus erscheint auch schon im Sommer-Herbst und hat seine Fruktifikation in der Regel beendet, wenn der Austern-Seitling sie beginnt. Er wächst gerne einzeln oder zu wenigen büschelig, oft bodenfern in Asthöhlen, oder verletzten Baumspalten, aber auch an liegenden, gefällten Bäumen. Ein weiteres gutes Unterscheidungsmerkmal sind seine matten, mit weißen Filzfetzen behangenen Hüte und vor allem Hutränder, und der wattig beringte Stiel.
Eine weitere, milchweißliche, allerdings kleinere ähnliche Art ist der ausschließlich Nadelholz bewohnende Ohrförmiger Weißseitling Phyllotus porrigens. Er ist nur kollin bis subalpin verbreitet. Im Flachland ist er m. W. noch nie nachgewiesen worden.
Die wohl größte Verwechslungsgefahr bietet der Gelbstielige Muschel-Seitling
Sarcomyxa serotina. Er kann durchaus für Bestimmungverwirrung sorgen. Seine Fruchtkörper können ähnlich groß, und vom Habitus dem Austern-Seitling sehr ähnlich aussehen. Die ± braunolvlichen Farben oft im Alter mit Violetttönen untermischt, sind nicht unbedingt hilfreich bei der Bestimmung. Zudem teilen sie nicht selten die gleichen Substrate. Trotzdem gibt es sichere Merkmale, nämlich die rasch gelb werdenden Lamellen, und der gelbe-gelbgrünliche Stiel oder die stiellose Anwachsstelle die beim Austern-Seitling stets weißlich-grauweißlich gefärbt ist. Mikroskopisch beheben die deutlich kleineren Sporen und Cheilozystiden die beim Austern-Seitling fehlen, letzte Bestimungszweifel.
Giftigkeit bzw. Speisewert:
Der Austern-Seitling ist jung ein guter Speisepilz. Ältere und überständige Fruchtkörper bleiben zähfleischig nach der Zubereitung. Des Weiteren lässt er sich leicht züchten und ist ein beliebter Marktpilz.
Der Sommer Austern-Seitling hat ähnliche Speisepilzqualitäten.
Ungenießbar dagegen sind der Beringte Seitling, Ohrförmiger Muschelseitling, und der Gelbstielige Muschel-Seitling, wobei letzterer in verschiedenen Pilzbüchern als essbar bezeichnet wird.
Erscheinungszeitraum:
Die Haupterscheinungszeit beginnt in der Regel von November und dauert bis Ende Februar. Aber auch davor oder danach können Kollektionen entdeckt werden. Selbst im Sommer sind selten Aufsammlungen gemacht worden. Der Austern-Seitling ist absolut frosttolerant.
Verbreitung in Deutschland:
In ganz Deutschland eine allerorts bekannte und gut verbreitete Art.
Agaricales Blätterpilze Hellsporer