Steckbrief zu:
Psathyrella piluliformis (Bull.) P.D. Orton, 8!969) Weißstieliges Stockschwämmchen
Synonyme aus Species Fungorum:
Agaricus hydrophilus Bull., (1791);Agaricus piluliformis Bull., (1783);
Bolbitius hydrophilus (Bull.) Fr., (1874) Drosophila appendiculata var. piluliformis (Bull.) Kühner & Romagn. (1953); Drosophila hydrophila (Bull.) Quél., (1886); Drosophila
hydrophila (Bull.) Quél., (1886); Drosophila hydrophila var. piluliformis (Bull.) Quél., (1886); Drosophila piluliformis (Bull.) Quél., (1886);
Drosophila subpapillata (P. Karst.) Kühner & Romagn., (1953); Hypholoma hydrophilum (Bull.) Quél., (1872); Hypholoma piluliforme (Bull.) Gillet (1878);
Hypholoma subpapillatum P. Karst., (1879); Psathyrella appendiculata var. piluliformis (Bull.) Svrček & Kubička, (1964); Psathyrella hydrophila (Bull.) Maire, (1937);
Psathyrella subpapillata (P. Karst.) Schulm., (1955);
Psathyrella subpapillata (P. Karst.) Romagn., (1982);
Kurzbeschreibung:
Hut: 1,5-5 cm Ø, jung halbkugelig, dann glockig oder stark konvex, später flach polsterförmig, hin und wieder mit schwachem Buckel, beige- bis dattelbraun, auch gelb- bis ockerbraun, jung deutlich mit weißen Velum- Faserflöckchen konzentrisch behangen, bei Regen und bei alten Fruchtkörpern schwindet das Velum gänzlich. Oberfläche glatt und matt, allenfalls feucht etwas schmierig, kaum klebrig, bei eintrocknenden Fruchtkörpern bildet sich eine hygrophane Zone die sich vom Hutzentrum ausbreitet, alt runzelig werdend. Hutrand oft mit weißen spinnwebartigen Velumresten gesäumt das sich vom Sporenauswurf bald braun färbt.
Lamellen: eng stehend, breit am Stiel abgerundet angewachsen, hin und wieder mit kurzem Zähnchen schmal angeheftet, mit verschieden langen Lamelletten untermischt, jung blass beigefarbig, dann zimtbraun, alt schokoladen- bis schwarzbraun. Schneiden gerade, fein weißflockig bereift (Lupe).
Stiel: 3-7 x 0,3-0,7 cm, gerade oder verbogen, hohl und sehr zerbrechlich, jung weißlich, später beigebraun, alt zur Basis ockerbraun, Oberfläche fein weißfaserig bis zartschuppig belegt, alt kahl und glatt, kein echter Ring vorhanden, manchmal ist eine Ringzone vom schwindendem Velum erkennbar, die vom aussporendem Fruchtlager (Lamellen) braun gefärbt sein kann und sich im oberen Drittel des Stiels befindet.
Fleisch: dünn, sehr zerbrechlich, braun, wässrig, Geruch banal, schwach pilzig, Geschmack mild, pilzig wie der Geruch.
Sporen: 4,5-6,5 x 3-4 µm, glatt, mit winzigem Porus, leicht bohnenförmig, rötlichbraun,
Sporenpulver: rotbraun.
Ökologie, Lebensweise:
Der Wässrige Mürbling ist ein Saprobiont der überwiegend in Laubwäldern an toten Laubholzstubben, besonders an Eichen und Buchen büschelig erscheint. Hin und wieder wird er auch im Nadelwald an morschen Nadelholzstämmen beobachtet. Extrem selten wurde er terrestrisch wachsend auf Rasenflächen oder am Grund kranker Laubbäume beobachtet. Weiter sind Auenlandschaften, Parks, oder alte Friedhöfe etc. mit entsprechendem Todholz ideale Standorte die dem Wässrigen Mürbling zusagen.
Verwechslungsgefahr:
Obwohl der Wässrige Mürbling prägnante Makromerkmale in Verbindung mit seiner typischen Erscheinungsform und Substratwahl nachweist die eine saubere Abgrenzung zu anderen Arten erlauben, gibt es einige Gattungsverwandte die recht ähnlich aussehen, daher nicht immer auf den ersten Blick erkannt werden.
Das Gemeine Stockschwämmchen Kuehneromyces mutabilis unterscheidet sich vom Weißstieligen Stockschwämmchen durch einen deutlich beringten Stiel der zusätzlich schuppig bekleidet ist.
Ein größeres Bestimmungsproblem bereitet der Schokoladenbraune Faserling Psathyrella spadicea, weil er dem Wässrigen Mürbling sehr ähnlich aussieht. Er wird im Vergleich meistens doppelt so groß, ist vom Habitus kräftiger, und erscheint bevorzugt am Stammgrund kranker Laub- und Nadelbäume sowie an deren Wurzeln und Strünke. Psathyrella spadicea gilt als Schwächeparasit. Seine verlässlichsten Abgrenzungsmerkmale gegenüber dem Wässrigen Mürbling sind jedoch mikroskopischer Art. Bedeutend größere Sporen und kristallbeschopfte Zystiden trennen ihn deutlich vom Wässrigen Mürbling.
Der Büschelige Faserling Psathyrella multipedata erscheint auf nackten oder rasigen Böden, meistens in großen Büscheln gedrängt wachsend, (50 bis 200 Fruchtkörper und mehr), gerne auch mehrere Büschel dicht beieinander bildend. Seine Fruchtkörperform ist mehr stumpfkegelig-glockig und mit 1-2 cm Hutgröße bedeutend kleiner gegenüber polsterförmig-konvex und 2-5 cm Hutgröße beim Wässrigen Mürbling. Auch er besitzt eindeutige mikroskopische Unterscheidungsmerkmale gegenüber dem Wässrigen Mürbling.
Weitere ähnliche Mürblings- und Faserlingsarten gibt es reichlich. Sie zu kennen und korrekt zu bestimmen ist Gattungsspezialisten vorbehalten. Bei zahlreichen Arten dieser komplexen Gattung sind langjährige, fundierte makro- und mikroskopische Kenntnisse nötig um einen differenzierten Durchblick zu bekommen.
Giftigkeit bzw. Speisewert:
In verschiedenen älteren populärwissenschaftlichen Pilzbüchern wird der Wässrige Mürbling als essbar bezeichnet. Die Benotung zum Speisewert erstrecken sich von essbar, über ungenießbar bis unbekömmlich. Als giftig wird er nirgendwo eingestuft. Nach jüngeren Erkenntnissen soll die Art jedoch Blutzucker senkend wirken, so dass nach dem Genuss diesbezügliche Unverträglichkeitsprobleme auftreten können. Verf. hat in früheren Jahren mehrmals die Art als Suppenpilz gegessen, ohne dass Probleme auftraten, was natürlich nicht bedeutet dass es die Unverträglichkeitsprobleme nicht gibt.
Erscheinungszeitraum:
Ähnlich wie das Gemeine Stockschwämmchen erscheint das Weißstielige Stockschwämmchen vom Frühjahr bis zum Winteranfang. Phänologie: April-November.
Verbreitung in Deutschland:
Diese wahrscheinlich weltweit verbreitete Art kommt in Deutschland flächendeckend vom Flachland bis in submontanen Lagen vor. Im klassischen Bergland (montan bis subalpin) nimmt die Verbreitung des Wässrigen Mürblings rapide ab. Aus alpinen Lagen sind Verf. keine Belege bekannt. Psathyrella piluliformis ist eine anpassungsfähige Art die z. Z. in keinem Bundesland gefährdet ist.
Agaricales Blätterpilze Dunkelsporer